Update: Der GF IM Deutschland und verantwortliche Veranstalter des IM hat am späten Mittwoch (7.9.) dem TriMag auf viele wichtige Fragen geantwortet. Ich empfehle, die ersten 20 Minuten Hintergrundgeplauders zu überspringen, dann wird es spannend. Emotional darf man nicht zu viel erwarten, inhaltlich interessant ist es jedoch. Ob alle Anworten zufriedenstellend sind, muss jeder für sich entscheiden... Externer Link Meine grundsätzliche Kritik an der Kommunikation von IM wird nicht ausgeräumt.
Update 2: Am späten Mittwoch hat auch die Ironman Zentrale öffentlich reagiert, ein Interview mit CEO
Messick Externer Link
Hier wird bezüglich der Kommunikation in einigen Punkten von klaren Fehlern gesprochen.

 

Wenige Tage nach dem Unfall und zu Beginn der gerade erst anlaufenden Diskussion ziehe ich ein Zwischenfazit hier.


Offener Brief an Ironman.

 

Ironman hat viel für den Triathlon getan. Ohne diese globale Marke hätte der von vielen gelebte und geliebte Sport nicht diese weltweite Popularität. Nun mache ich mir Sorgen, dass Ironman auf dem besten Wege ist, unseren Sport zu ruinieren.

 

Der tödliche Unfall an diesem Wochenende ist tragisch und erschreckend. Offensichtlich war er aber für viele vor Ort nicht überraschend. Es wurde wohl von erfahrenen Sportlern vor den Gefahren gewarnt. Das kann ich nicht in Gänze einschätzen, da ich nicht dort war. Es gilt daher abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben. Diesbezüglich kann man im Moment nur sein Mitgefühl für die Betroffenen ausdrücken.

 

Was jetzt schon festzuhalten ist: die Kommunikation von Ironman ist eine zusätzliche Katastrophe. Sei es nun Ironman Deutschland oder International. Die Kommunikationspolitik des Konzerns ist eigentlich indiskutabel – aber sie muss diskutiert werden. Denn so kann es im Sinne des Triathlons nicht weitergehen. Die Vorgänge rund um die IM Veranstaltung in Dresden haben alle Fans schon bis an die Grenzen strapaziert. Nun droht es um Hamburg noch schlimmer zu werden.

 

Meine folgenden Punkte spiegeln meinen aktuellen Wissensstand am 5.6. wieder. Ggf. lass ich mich gerne korrigieren. Mein Eindruck ist: Es gab nach dem Unfall offensichtlich keine unmittelbaren Aussagen der Rennverantwortlichen zum Geschehen. Während der übertragende Sender seine Liveschaltung abgebrochen hatte, lief der Stream des Anbieters was den Unfall angeht lange weitgehend unkommentiert weiter. Wenn sich jetzt noch die Gerüchte bewahrheiten, dass sich auf den Unfall beziehende Kommentare zum Live-Stream unmittelbar gelöscht wurden, ist der drohende Schaden für unseren Sport immens. Viele Triathleten und noch mehr interessierte Zuschauer setzen Ironman mit Triathlon gleich.

 

Ich bin Veranstalter eines kleinen unabhängigen Triathlons mit einem Bruchteil der Teilnehmer der großen IM Veranstaltungen. Ich kann daher gut erahnen, welche Abwägungen für den Abbruch eines laufenden Rennens mit tausenden Teilnehmern und einem großen Organisations-Apparat getroffen werden müssen. Nach einer aktuellen Stellungnahme der DTU wurde die Entscheidung über den Abbruch nicht wie zunächst von verschiedenen Seiten berichtet in der Ironman Zentrale in den USA, sondern doch vor Ort in Hamburg getroffen. Noch hat Ironman selbst diese Aussage der DTU nicht bestätigt. Wie kann man es zulassen, dass über einen Tag lang Gerüchte ins Kraut schießen, ohne selber zu kommunizieren?

 

Daher traue ich mich mit diesem offenen Brief aus der Deckung. Ich habe lange Jahre als Kommunikationsberater auch in der Krisenkommunikation gearbeitet. Da ich selber Veranstalter bin, muss ich damit rechnen, dass jetzt auch auf das Sicherheitskonzept meiner Veranstaltung geschaut wird. Auch dies wird nicht perfekt sein. Unfälle, schwere Unfälle, sind mein Albtraum als Veranstalter. Nach jedem Rennen fallen schwere Lasten von mir ab, wenn alle Sportler heile oder zumindest nur mit leichten Blessuren ins Ziel kommen. Ich selbst werde mein Konzept in den kommenden Wochen nochmals überarbeiten und werde mir dafür weiteren Rat einholen. Denn auch wenn es absolute Sicherheit nicht geben kann, wir Veranstalter müssen es dennoch versuchen.

 

Vermutlich brauchen wir jetzt im Triathlon zwei Diskussionen: eine um die Sicherheit und eine um die Kommunikation in Krisenfällen. Beides muss sowohl getrennt wie auch zusammenhängend besprochen werden. Lasst uns diese Diskussionen beginnen. Lasst uns dabei sachlich und sportlich fair bleiben! Für direkte Rückmeldungen bin ich über info@hoelle-von-q.de zu erreichen.

 

Mark Hörstermann

 

Anmerkung: Dies ist die zweite Version meines Briefes. Die frühere Version hat noch stärker die auch von der Tagesschau wiedergegebene Aussage beinhaltet, die Entscheidung über einen Abbruch würde in der IM Zentrale in den USA getroffen. Noch ist diese Aussage in meinen Augen nicht endgültig wiederlegt.

 


Hinweis: Wenige Tage nach dem Unfall und zu Beginn der gerade erst anlaufenden Diskussion ziehe ich ein Zwischenfazit hier.