Hilfe für die Teufelsmauer

Vielen Dank an die 80 Helfer bei der Pflegeaktion für die Teufelsmauer!


Archiv:

Helfer und Unterstützer gesucht für Entbuschungsaktion an der Teufelsmauer. Gesucht werden Freiwillige, die bereits am 13. und 14. Januar mit anpacken und gern auch gute Geister, die die Helfer mit selbst mitgebrachten Kaffee, Kuchen und Snacks versorgen.


Treffpunkt: am 13. und 14. Januar jeweils 9:00 Uhr am Parkplatz Teufelsmauer. Angebote und Nachfragen bitte an info@hoelle-von-q.de

Anziehungspunkt für Wanderer. Highlight für Naturliebhaber. Herausforderung für Triathleten: die Teufelsmauer bei Weddersleben zwischen Thale und Quedlinburg.

Doch Naturschützer schlagen Alarm: das wertvolle Trockenrasengebiet wächst zu.

Aus der Luft sieht man zunächst nur einige größere Gehölze. Noch scheint alles in Ordnung...

Beim genaueren Hinsehen wird aber deutlich: Gebüsche und Gehölze überwachsen bald nicht nur die Wege für Wanderer und Läufer sondern auch den Lebensraum seltener Pflanzen.

Kurzfristig hat sich jetzt eine Initiative gegründet, die mit einer Entbuschungsaktion die Grundlage für einen nachhaltigen Schutz des Naturschutzgebietes Teufelsmauer legen will. Noch werden Helfer gesucht, welche u.a. die gefällten Büsche und Bäume zu den Sammelstellen bringen.

 

Treffpunkt: am 13. und 14. Januar jeweils 9:00 Uhr am Parkplatz Teufelsmauer.


Für Vielleser:

 

Hol`s der Teufel?

 

 

Wie ein Triathlon dazu führte, dass die Teufelsmauer bei Weddersleben einen Frühjahrsputz bekommt. Und wie Freiwillige dabei helfen können.

 

 

Die Teufelsmauer ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Der Trockenrasen ist Heimat seltener Pflanzen und Tiere. Die auffallenden Felsformationen sind auch ein weithin bekanntes Wahrzeichen der Region. Besucher kommen von weit her, um die mächtige Steinwand zu bewundern. Anfang September 2017 führte hier auch die Strecke des erstmals ausgetragenen Triathlons Hölle von Q vorbei. Einige der über 150 Teilnehmer berichteten anschließend, dass die Teufelsmauer zu den schönsten Wettkampfkulissen ihres Sportlerlebens gehörte. Sogar von echten Glücksgefühlen beim Rennen war die Rede.

 

Damit die Teufelsmauer auch in den nächsten Jahren noch bei Sportlern, Naturliebhabern und allen anderen Besuchern Glücksgefühle auslösen kann, müssen jetzt allerdings die Motorsägen ran. Denn die Wiesen unmittelbar nördlich der Mauer und sogar die Wand selbst drohen zuzuwachsen. Überall setzen sich Büsche und Bäume fest. Der Trockenrasen wird immer stärker überwuchert. „An sich ist dieses Wachstum ein natürlicher Prozess – und ein Vorgang, der an vielen Orten gewünscht wird. An dieser Stelle aber ist ein Trockenrasen sinnvoller. Und das sowohl aus naturschutzfachlicher, wie aus touristischer Sicht“. So Dirk Meisel, Bürgermeister von Weddersleben und einer der Sprecher der Initiative zum Schutz der Teufelsmauer.

 

Und so gehen vom Freitag den 12. Januar bis zum Sonntag, den 14. Januar eine Gruppe von vermutlich 30-50 Unterstützern der Initiative mit Sägen und Sensen bewaffnet los, um Kleinholz zu machen. Selbstverständlich mit der Genehmigung und unter den wachsamen Augen der zuständigen Behörden. Mit dabei: Mitarbeiter der Stadt Thale, der Teufelsmauerverein, die benachbarte Neinstedter Stiftung sowie Fachkräfte des Thalenser Unternehmens RST. Die Stadt Quedlinburg schickt in unbürokratischer Amtshilfe zwei Mitarbeiter des Bauhofs. Die Sägearbeiten werden unterstützt von Lebenshilfe, BUND und Freiwilliger Feuerwehr. Zunächst wird am Freitag gesägt, dann werden Samstag und Sonntag die umgelegten Gehölze zusammengetragen und noch vor Ort unter den Augen der Feuerwehr verbrannt.

 

Angeregt wurde die Aktion vom Organisator des Hölle-Triathlons, Mark Hörstermann. Er wurde kurz nach dem Triathlon von verschiedener Seite angesprochen, ob er seine entstandenen Kontakte zu Städten Gemeinden und Vereinen nicht auch für die Teufelsmauer einsetzen könne. „Da ich lange Jahre selbst im Naturschutz gearbeitet habe, sagte ich gerne zu. Das der Einladung zu einem runden Tisch aber so viele gefolgt sind und sich innerhalb weniger Wochen eine breite Gruppe von Unterstützern gefunden hat ist schon sehr überraschend“, so der Neu-Quedlinburger.

 

Zuvor waren die Pflege der Trockenrasen einige Jahre ins Stocken geraten. Aus unterschiedlichen Gründen konnte sich eine begonnene Schafsmahd nicht dauerhaft etablieren. Den zuständigen Behörden waren aufgrund komplexer Förderbedingungen die Hände gebunden. Und so kam es zu einem Bewuchs, der jetzt schnellstmöglich angegangen werden muss. Alle Mitglieder der Initiative sind sich dabei aber einig: die Entbuschung soll nur die Grundlage sein für eine nachhaltige Lösung – am besten durch eine erneute, aber dieses Mal dauerhafte Schafsbeweidung. „Um diese Pläne weiter zu entwickeln werde es weitere Treffen und Gespräche mit Politik und Behörden aus Landkreis und Landesregierung geben. Die Schäferin und andere Experten sind dabei von Anfang an mit im Boot“, so Hörstermann.

 

Noch werden für die Aktion Helfer am 13. und 14. Januar gesucht, die die umgelegten Büsche und Bäume unter Anleitung zu den Sammelstellen tragen. Auch noch nicht abschließend geklärt ist die Verpflegung der Helfer. „Wir möchten allen Helfern bei den vermutlich kalten Temperaturen einen warmen Imbiss und zum Schluss – wenn die Sägen abgelegt sind – noch einen Glühwein anbieten. Hierfür sucht die Initiative noch weitere Unterstützer und Sponsoren.

 

Für Nochmehrleser: Hintergrund: „Das Naturschutzgebiet Teufelsmauer"

 

 Eindrucksvoll erheben sich die markanten Felsgebilde der Teufelsmauer bei Wedersleben über die umgebende Landschaft. Ein wenig mystisch sehen sie aus, wie eine Mauer von Riesenhand. Der Name trägt seinen Teil zu dieser Mystik bei und bezeichnet die Mauer als Werk des Teufels. Tatsächlich jedoch war die Entstehung der Teufelsmauer kein Teufelswerk, sondern ein langer geologischer Prozess, an dessen Ende 83 Millionen Jahre alte, verkieselte Sandsteine der Oberkreide freigelegt wurden.

 

Die Teufelsmauer bei Weddersleben ist Teil einer fast 20 km langen Felsformation, aus einzelnen „Mauerstücken“ gebildet, aufgereiht zwischen Blankenburg und Ballenstedt. Zu dieser Felsformation zählen auch die Gegensteine bei Ballenstedt, die Felsen der Schierberge bei Rieder und die Teufelsmauer bei Blankenburg und Timmenrode mit den Hamburger Wappen und dem Großvater.

 

Die Teufelsmauer bei Weddersleben ist aber etwas ganz Besonderes: Seit 184 Jahren ist die sie geschützt! Sie ist damit nach der Baumannshöhle in Rübeland (1668) und dem Drachenfels im Siebengebirge (1828/29) das drittälteste Schutzgebiet in Deutschland. Ursprünglich ging es 1833 darum, das unbefugte Brechen von Steinen aus der aus Volkssagen berühmten Sandsteinmauer bei Strafe zu verhindern. Dieser Pioniertat eines Landrates aus Quedlinburg verdanken wir, dass die Teufelsmauer heute überhaupt noch vorhanden ist. Mit der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Teufelsmauer bei Neinstedt-Weddersleben, Kreis Quedlinburg" von 1935 wurde der Umfang des geschützten Gebietes vergrößert und der Schutzzweck ging nun über den bloßen Schutz der Sandsteinfelsen deutlich hinaus.

 

Stand anfangs die Sicherung des eigentlichen Felsens im Vordergrund, so sind heute in das Schutzziel die Tier- und Pflanzenarten, ihre Lebensgemeinschaften und Lebensräume einbezogen. Es sind vor allem die trockenen-warmen, extremen Lebensräume wie Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Heiden und Trockengebüsche und die daran gebundenen zumeist sehr seltenen Tier- und Pflanzenarten, die hier besonders schutzwürdig sind. Das Vorharzland, und mit ihm ganz besonders auch das Gebiet um die Teufelsmauer, zählt zu einem von nur acht „Hotspots der Gefäßpflanzendiversität“ in Deutschland. Viele Tier- und Pflanzenarten, die ihren Ursprung in den kontinentalen Steppen Europas oder im Mediterrangebiet haben, haben hier geeignete Lebensräume gefunden. Warum? Der Regenschatten des Brockens macht es möglich. Die Folge sind nur ca. 500mm Niederschlag im Jahr, eine längere Sonnenscheindauer und höhere Temperaturen. Die hier lebenden Arten sind an extreme Bedingungen angepasst. Sie sind sehr robust gegen Trockenheit, Nährstoffarmut, starke Hitze (im Sommer können auf der Südseite der Teufelsmauer in Bodennähe schon 60°C erreicht werden) und Temperaturschwankungen. Unter diesen Bedingungen sind die meist kleinwüchsigen Arten konkurrenzstark und können sich behaupten.

 

Leider sind diese Lebensgemeinschaften auf der anderen Seite sehr empfindlich. Viele ihrer Arten oder ganze Lebensgemeinschaften sind heute sehr selten geworden oder gar vom Aussterben bedroht. Die Ursachen sind vielfältig, vor allem aber sind die Lebensräume dieser Arten selten geworden. Vielerorts haben Nutzungsaufgabe, Aufforstung und Nutzungsintensivierung der Landwirtschaft, aber auch im Tourismus die Vorkommen der trocken-warmen Lebensräume auf fleckenhafte und räumlich isolierte Restvorkommen schrumpfen lassen. Zusätzlich beschleunigen Nährstoffeinträge die Einwanderung von starkwüchsigen und ausbreitungsstarken Arten.

 

Und deshalb muss man die letzten Vorkommen dieser Lebensräume und mit ihnen die hier vorkommenden arten vor weiteren Verlusten besonders schützen.

 

Quellen:

 

Günther, E., Bürger, G. 2015: Die Teufelsmauer am Harz. 120 S. Edition Leipzig

 

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. 2002. 150 Jahre Schutz der Teufelsmauer. Tagung und Festveranstaltung am 08.06.2002 in Weddersleben. Sonderheft 1. Halle/Saale (https://lau.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MLU/LAU/Wir_ueber_uns/Publikationen/Sonderhefte_der_Berichte_des_LAU/Dateien/Teufelsmauer_SH_1-2002.pdf)“

 

 

 

Text freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch

 

Frau Dr. Jakob
Landkreis Harz
Untere Naturschutzbehörde (A67/UNB)